Könnten Sie anders handeln, wenn die Zeit zurückgedreht würde? Oder wenn Sie jemand anderes wären, mit dessen Körper, dessen Erfahrungen, dessen Wissen, dessen Emotionen, dessen Charakter? Wenn ja, dann gibt es den „freien Willen“. Wenn nicht, müssen wir uns von der Idee verabschieden.
Der freie Wille – seit Langem eine vieldiskutierte Idee in der Philosophie. Unsere westlichen Gesellschaften scheinen derweil zu großen Teilen auf der festen Grundannahme aufzubauen, dass der freie Wille existiere. Jeder kann werden, was immer er will, jeder kann alles erreichen. Wer gegen das Gesetz verstößt, hätte das auch ohne Weiteres unterlassen können und sollte entsprechend behandelt werden. Warum ist die Idee des freien Willens dann in der Philosophie so kontrovers? Intuitiv würden wohl die wenigsten denken, dass es keinen freien Willen geben könnte. Schließlich kann ja jeder tun, was er will, oder? Bei genauerer Betrachtung ist es bei Weitem nicht so einfach.
Keinerlei Einschränkungen?
Was würde es denn bedeuten, wenn wir wirklich einen freien Willen hätten? Würde es nicht bedeuten, dass wir bei Entscheidungen keinerlei Zwängen, Einflüssen und Einschränkungen unterworfen wären? Und ist diese Idee nicht ziemlich unhaltbar? Da wären zunächst einmal physische Einschränkungen. Viele Dinge können wir schlicht logisch/physisch nicht denken und/oder tun. Hinzu kommen die Einschränkungen unseres individuellen Gehirns. Wir wissen nicht alles und in der Regel fallen uns auch nicht alle verfügbaren Optionen ein, oder wir schließen bestimmte Optionen aus, weil wir sie aufgrund unserer Anlagen, unseres Wissens und unserer Erfahrungen – oder vielleicht nur wegen unserer aktuellen Laune – für unmöglich oder falsch halten. Gleichzeitig fallen uns aufgrund unserer Anlagen, unseres Wissens, unserer Erfahrungen und unserer Laune andere Optionen leichter ein und wir betrachten sie eher als möglich und richtig.
Machen wir einen Praxisversuch: Denken Sie spontan an eine beliebige Stadt.
Haben Sie eine? Gut.
Nun überlegen Sie einmal: Waren Sie frei dazu, jede beliebige Stadt zu nennen, die es gibt? Könnte es sein, dass Ihnen nicht alle Städte namentlich bekannt sind? Dass Ihnen selbst von denen, die Sie kennen, nicht alle eingefallen sind? Dass eine Mischung aus Ihren Anlagen, Ihrem Wissen, Ihren Erfahrungen, Ihrer aktuellen Verfassung Sie zu der Stadt geführt hat, für die Sie sich entschieden haben? Würden Sie das eine freie Entscheidung nennen? (Beispiel von Sam Harris)
Der „freie Wille“ und die Psychologie
Denken wir weiter. Wie ist es etwa zu erklären, dass sehr viele Menschen nicht haben, was sie wollen? Warum ist nicht jeder, der Milliardär sein möchte, Milliardär? Das liegt an all den vorhin besprochenen Faktoren: Es ist zum Beispiel physisch nicht möglich, sich das Geld einfach herzuzaubern, und es ist auch wirtschaftlich nicht möglich, dass viele Menschen Milliardäre sind. Dann kommt hinzu, dass vielen schlicht die (Geschäfts-)Ideen nicht einfallen, die sie reich machen würden. Oder ihnen fehlen das Wissen und/oder die Mittel, um Ideen umzusetzen. Oder sie haben nicht die Kraft oder die Disziplin dazu.
Spätestens an diesem Punkt werden viele Einspruch erheben: Mindestens die Disziplin sei doch reine Entscheidungssache! Doch hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Was braucht man dazu, um sich entscheiden zu können, diszipliniert zu sein? Genau: Disziplin. Und die kann man wie so vieles eben nicht „herbeientscheiden“. Die Psychologie, die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen, weiß das schon lange. Psychologische Forschung wäre unmöglich oder zumindest völlig wertlos, wenn man von freiem Willen ausgehen würde. Wie ein Mensch ist und wie er sich verhält, ist laut Psychologie ein Ergebnis aus Genetik und Umwelt – that’s it. Auf der Basis von Genetik und Umwelt lassen sich gute Vorhersagen zum Verhalten und z.B. beruflichen Erfolg eines Menschen machen, die nur darum nicht absolut wasserdicht sind, weil sich weder genetische noch Umwelteinflüsse komplett erfassen lassen.
Wenn es den freien Willen gäbe, dürften absolut keine Vorhersagen möglich sein. Dann müssten menschliche Entscheidungen völlig zufällig sein, völlig unabhängig von Genetik und Umwelt. Kinder würden sich im Laufe ihres Lebens völlig unberechenbar für eine beliebige politische Ausrichtung, Religion und Karriere entscheiden, sie hätten völlig zufällige Lebensstile und Vorlieben, völlig unabhängig vom Einfluss der Eltern, von ökonomischen Voraussetzungen, von der Kultur ihrer Umgebung, von ihrem Charakter, von Erlebnissen, Begegnungen, Unfällen und Traumata. Doch das beobachten wir nicht, ganz im Gegenteil.
Kann man wollen, was man will?
Wir müssen einen Schritt zurück machen, um die Frage des freien Willens ganz zu verstehen. Denn wenn freier Wille die Freiheit ist, zu tun, was immer man will, dann sind auch Marionetten frei, weil sie tun können, was immer der Puppenspieler ihnen aufzwingt. Wir mögen das Gefühl haben, frei Entscheidungen zu treffen, doch letztlich tun wir eben – beeinflusst von Zwängen, Einflüssen und Einschränkungen –, was wir wollen, und wie kontrollieren wir das? Können Sie wollen, was immer Sie wollen? Wie kontrollieren Sie, ob Sie Schokoladeneis lieber mögen als Vanilleeis? Wenn Sie sich für Schokoladeneis entscheiden, dann darum, weil Sie das wollen, aber Sie haben sich ja nicht ausgesucht, das zu wollen. Wenn Sie dann Ihren freien Willen beweisen möchten, indem Sie sich für das Vanilleeis entscheiden, dann wiederum, weil Sie das tun wollen. Warum wollen Sie das mehr, als es nicht zu tun? Wie können Sie das beeinflussen? (Beispiel von Cosmic Skeptic)
Können wir nicht frei ändern, was wir tun wollen? Wenn wir zuhause auf der Couch liegen und uns einfällt, dass wir mal wieder aufräumen sollten und das dann tun, dann haben wir uns ja frei entschieden, etwas anderes zu wollen, oder? Nun ja, wir wollen sowohl auf der Couch relaxen als auch eine saubere, ordentliche Wohnung. Was wir nun tun, hängt einfach davon ab, wohin uns unser Wille in der jeweiligen individuellen Entscheidungssituation stärker zieht, und darüber haben wir keinerlei Kontrolle. Um etwas wollen zu können, was wir nicht wollen, müssen wir es wollen wollen. Und um etwas nicht zu wollen, das wir wollen, müssen wir es nicht wollen wollen. Immer fallen wir zurück auf unseren Willen, der aus dem Dunkel unserer Gedanken kommt und von unzähligen Faktoren geformt wird, über die wir keinerlei Kontrolle haben.
„The ability to have acted differently“
Überlegen Sie einmal: Wenn Sie in der Haut eines Messies steckten, dessen Anlagen, Wissen, Erfahrungen und jeweilige Verfassungen ihn dazu geführt haben, in einem „Saustall“ zu leben, könnten Sie dann anders handeln? Wenn Sie Ihren Körper, Ihre Anlagen, Ihr Wissen, Ihre Erfahrungen mitnehmen könnten, dann höchstwahrscheinlich schon. Aber mit seinen Voraussetzungen? Unzählige Faktoren hätten dazu führen können, dass auch Sie in einem Saustall enden, ohne dass Sie das irgendwie hätten verhindern können. Oder dass Sie für den Rest Ihres Lebens als Behinderter in einer Werkstatt arbeiten. Oder CEO von Nestlé werden. Wir spielen, aber das Leben verteilt die Karten.
Welche Ihrer Entscheidungen würden Sie anders treffen, wenn Sie in der Zeit zurückreisen könnten? Wahrscheinlich so einige – vorausgesetzt, Sie könnten Ihr heutiges Wissen, Ihre heutigen Erfahrungen, Ihre heutige Verfassung in die Vergangenheit mitnehmen. Doch wenn Sie das nicht können – wie soll es dann möglich sein, dass Sie sich anders entscheiden? Denken Sie gut über diese Frage nach. Wie Sie sie beantworten, bestimmt Ihre Haltung zum Thema „Freier Wille“ und damit einen Grundpfeiler Ihrer Weltanschauung, der besonders Ihre ethischen Überlegungen massiv beeinflusst.
„Wir aufrecht gehenden Affen glauben doch allen Ernstes, über den Naturgesetzen zu stehen und uns mit unserem ‚freien Willen‘ für ‚das Gute‘ oder ‚ das Böse‘, das Wahre oder das Falsche, das Schöne oder das Hässliche entscheiden zu können. In Wahrheit jedoch sind sämtliche Entscheidungen, die wir treffen, und auch sämtliche Entscheidungen, die wir besitzen, von Ursachen bestimmt. Fakt ist: Jeder von uns kann in jedem Moment seines Lebens nur genau so klug, attraktiv, liebevoll, gerecht etc. sein, wie er es aufgrund seiner jeweiligen Anlagen und Erfahrungen in exakt diesem Moment sein muss.“ -Michael Schmidt-Salomon
Die Gesellschaft ohne den freien Willen – ein Albtraum?
Viele Leute weichen vor Argumenten gegen den freien Willen auf Basis eines Konsequenzarguments zurück, einer Spielart des Gefühlsarguments. Was wären denn die Folgen davon, wenn unsere Gesellschaft sich von der Idee des freien Willens verabschieden würde? Würde sie nicht in Chaos versinken, weil die Menschen sich nur noch ihren Trieben hingeben würden und sich vor jeder Verantwortung drücken könnten? Das ist eine schwierige Frage.
Die dahinterliegende Annahme ist, dass wir kein wirkliches Justizsystem mehr haben könnten, wenn wir nicht mehr davon ausgehen, dass Leute an irgendetwas schuld sind, was sie tun. Doch es gäbe weiterhin gute Argumente für ein Justizsystem: Nur weil Menschen keine moralische Schuld an ihren Taten mehr angehängt werden kann, heißt das nicht, dass auch ihre Verantwortung nicht mehr berücksichtigt werden sollte. Wir würden z.B. Mörder weiterhin einsperren, damit von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Wir würden es bloß nicht mehr tun, um den Mörder zu bestrafen, uns sozusagen an ihm zu rächen. Es wäre eine reine Sicherheitsverwahrung, denn er kann nichts dafür, vom Leben auf eine Bahn geschickt worden zu sein, auf der jeder von uns zum Mörder geworden wäre.
Außerdem sind ja Konsequenzen von Seiten des Staates nicht die einzigen negativen Konsequenzen von Taten, die heute unter Strafe stehen. Menschen werden Dieben und Mördern nicht gleichgültig geschweige denn positiv gegenüberstehen, nur weil sie ihnen keine moralische Schuld im traditionellen Sinne mehr geben. Es hat schon Gründe, warum wir Dinge wie Diebstahl und Mord verboten haben: Weil sie das friedliche Zusammenleben zum Nachteil aller verunmöglichen.
Es ist anzuzweifeln, dass das Aufgeben des freien Willens in unserer Gesellschaft tatsächlich in beträchtlichem Ausmaß zu Gleichgültigkeit und Gewalt führen würde. Abgesehen davon, dass kaum alle von der Inexistenz des freien Willens zu überzeugen wären: Wer heute schon zur Gesellschaft beiträgt und sich heute schon gesetzeskonform verhält, ist offensichtlich dahingehend gepolt, das zu tun, und es dürfte mehr dahinterstehen als nur die Idee des freien Willens – eine Frage, über die viele noch nie nachgedacht haben. Es scheint deshalb nicht plausibel, dass die Idee, sie seien nicht frei in ihren Entscheidungen, viele Menschen über Nacht apathisch-destruktiv machen würde. Was tatsächlich passieren würde, ist aber wie erwähnt schwer abzuschätzen.
Fazit
Alles, was wir jemals tun werden, tun wir entweder, weil wir dazu gezwungen sind, oder, weil wir es tun wollen. Und was wir wollen, ist ein Produkt aus unzähligen Faktoren, über die wir keinerlei Kontrolle haben. Auch die Quantenebene, auf der sich Ereignisse teilweise (bisher) nicht vorhersagen lassen, kann den freien Willen nicht retten, denn auch über zufällige Quantenereignisse haben wir keinerlei Kontrolle. Auch das Konzept einer Seele kann es nicht, da auch eine Seele Gegebenheiten mit sich bringen würde und äußeren Einflüssen unterworfen wäre.
Dass es keinen freien Willen gibt, ist eine Erkenntnis, die zu Beginn unangenehm erscheinen mag, die aber bei längerer Betrachtung viel Trost spendet und entspannt. Wenn es keinen freien Willen gibt, dann ist etwa Bosheit nicht mehr so gruslig. Ein böser Mensch ist dann nicht viel böser als ein „böses Krokodil“. Wer die Inexistenz des freien Willens in der Tiefe erfasst hat, der hat die Chance, eine tiefgehende Gelassenheit und viel Trost und Sanftmut darin zu finden. Bin ich wirklich ein so viel besser Mensch als ein Krimineller, nur weil mein nicht selbst verursachter Drang, mich an die Gesetze zu halten, stärker ist als mein Drang, das nicht zu tun? Wer bin ich, jemanden als mit voller Absicht böse zu verurteilen, nur weil das bei ihm umgekehrt ist?
Niemand hätte sein Leben anders lenken können, als er oder sie es tat, weder ich selbst, noch andere. Ich muss mich nicht voller Selbsthass kasteien für meine Verfehlungen und mich nicht endlos mit meinen Erfolgen brüsten. Ich darf dafür die Verantwortung übernehmen, ohne mir moralische Schuld zuzuschieben oder selbstgerechten Stolz zu entwickeln. Ich kann Verständnis für mich selbst und meine Mitmenschen entwickeln und überlegen, wie unter diesen Voraussetzungen eine humanere Gesellschaft aussehen könnte.
„Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort, der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will, begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens, schützt mich davor, mich selbst und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren.“ -Albert Einstein
P.S. Wenn dieser Blogpost Sie nicht überzeugt hat – warum? Konnten Sie das kontrollieren? 😉
Zweifelsohne ein interessanter Artikel. Doch hakt er an zwei Punkten: Der erste ist, das durch die Herangehensweise Freiheit ausgeschlossen ist, in der Art wie es definiert ist. Ist es vorhersagbar, so ist es determiniert. Ist es nicht vorhersagbar, so ist es Zufall.
Was ist nun Freiheit?
Der zweite Punkt ist mein eigentlicher Hauptpunkt: Es ist unvernünftig, aus welchen Gründen auch immer anzunehmen das es keinen freien Willen gibt. Das lässt sich auch recht einfach zeigen:
Der Wille sei nicht frei, aber man glaubt er sei frei. -> kein Problem, da man nicht die Wahl hatte.
Der Wille sei nicht frei, man glaubt das er nicht frei sei. -> kein Problem, da zum einen „korrekt“, zum anderen keine Wahl.
Der Wille sei frei, man geht davon aus, das er frei sei. -> kein Problem, da (gedachte) Realität und Annahme übereinstimmen.
Der Wille sei frei, man geht davon aus der er nicht frei sei. -> Problem, da die Annahme sich nicht mit der (gedachten) Realität deckt.
So kann man relativ einfach zeigen, das man mit der Annahme der Wille sei frei nicht falsch liegen kann, mit der, er sei unfrei schon. Daher ist es unvernünftig, von der fehlenden Freiheit des Willens auszugehen.
Danke für die Kritik!
Was genau kritisieren Sie denn an der Idee, dass ein vorhersagbares Ereignis determiniert sein muss? Wenn eine Handlung vorhersagbar ist, dann doch deswegen, weil sie kausal durch etwas anderes verursacht und nicht frei von jemandem ausgewählt wird. Sehen Sie das anders? Warum?
Im zweiten Punkt sind mir Ihre Prämissen nicht klar. Sie scheinen eine Art Pascalsche Wette vorzuschlagen, die das subjektiv Wünschenswerte unzulässig mit dem objektiv Vernünftigen gleichsetzt. Zudem ignorieren Sie, dass es sehr wohl ein Problem sein kann, von der Willensfreiheit auszugehen, obwohl sie nicht vorhanden ist. Und wie Sie selbst zeigen, kann man mit der Annahme, der Wille sei frei, ebenfalls falschliegen, in dem Sinne, dass sich die Ansicht nicht mit der Realität deckt. Das Ganze wirkt auf mich willkürlich und inkonsistent. Können Sie das präzisieren?
Tatsächlich teile ich die Ansichten des Artikels, bis auf das Fazit. Nicht weil ich mir sicher bin das es falsch ist, sondern weil ich denke das es gute Gründe gibt einfach anzunehmen das es falsch sei.
Zum ersten Punkt:
Ich sehe das nicht groß anders.
Mir ging es darum, darauf hinzuweisen, das bei der Einteilung in determiniert und zufällig kein Raum für „frei“ bleibt. Also das implizit gesagt wird, das ein nicht determinierbares (mit perfekter Information und „Weltformel“) Ereignis automatisch zufällig sein muss. Ich kann keine Alternative dazu anbieten, da ich auch kein schlüssiges Verständnis von Freiheit habe. Allerdings möchte ich zu bedenken geben, das wir nicht wissen ob eine zweiwertige Logik hier anzuwenden ist. Unsere Logik ist ja in letzter Konsequenz nur die Erkenntnis von im Vergleich geistig hoch entwickelten Tieren und somit leider nicht absolut. Dies gilt natürlich auch für meinen Punkt.
Zum Zweiten:
Sie haben absolut Recht, die Gleichsetzung zwischen objektiv Vernünftig und subjektiv Wünschenswert, oder Gewünscht ist logisch nicht gültig.
Ich nehme nur an, das das objektiv Vernünftige mit dem langfristig Wünschenswerten stark genug korreliert um im Sinne dieses Gedankenexperiments das Vernünftige für das Wünschenswerte einzusetzen. Natürlich gibt es Fälle die dadurch nicht abgedeckt werden, aber die Folgen für individuelle Leben lassen sich halt leider nicht gut mit allgemeinen Aussagen erfassen.
Einen Vergleich mit der Pascalschen Wette halte ich für unpassend, da dabei die Folgenschwere der Ereignisse ausschlaggebend für
die Entscheidung ist, bei meinem Gedankenexperiment ob ich mich entscheiden kann, falsch zu liegen.
Natürlich kann man mit der Annahme, der Wille sei frei falschliegen. Aber wenn das so ist, hat man nicht die falsche Entscheidung getroffen, da man keine Entscheidung getroffen hat.
Können Sie mir vielleicht sagen, wo es Inkonsistenzen gibt? Die Mängel des eigenen Denkens zu finden ist doch recht schwierig. Es würde mich wirklich freuen, da ich nur ungerne wissentlich Fehler in meinen Gedanken herumschleppe.
Was ich noch sagen wollte, mir gefällt die Symbolik der Namenswahl und der Blog nach allem was ich bisher gesehen habe sehr, wirklich toll.
Zuerst einmal möchte ich Ihnen sehr für Ihre sachliche Kritik und Ihre offene Haltung danken, das ist nicht selbstverständlich 🙂
Ja, da sprechen Sie ein schwieriges Problem an. Die Frage ist, ob „frei“ und „zufällig“ nicht vielleicht deckungsgleich sein könnten. Die Definition von „zufällig“ wäre in unserem Fall „nicht von Ursachen bestimmt“. Wenn der Wille eines Menschen nicht von Ursachen bestimmt ist, ist er frei. Das ist allerdings in unserem Universum kaum denkbar. Deswegen stellt sich uns nicht nur die Frage, ob ein freier Wille vorhanden, sondern ob er überhaupt denkbar ist.
Okay, für Sie ist also entscheidend, ob man frei dazu ist, sich für die eine oder andere Meinung zu entscheiden. Mir erschliesst sich noch nicht ganz, warum eine Entscheidung nicht falsch sein kann bzw. warum eine Entscheidung gar nicht getroffen wurde, wenn sie unfrei war. Würden Sie mir Ihre Gedanken dazu noch erläutern?
Vielen Dank für die Rückmeldung, das freut uns enorm =)
Hey, sorry wegen der späten Antwort, ich hatte ehrlich gesagt übersehen das mir schon geantwortet wurde. Aber Text läuft ja nicht weg.
Der Gedanke ist ehrlich gesagt einige Jahre alt und ich habe ihn nie genauer untersucht, da er mir recht einleuchtend schien. Daher, falls etwas nicht stimmig ist freue ich mich falls Sie mir helfen können dies zu finden und zu verbessern.
Die Idee ist, das wenn der freie Wille existiert er eine Entscheidung trifft. Also das ein Entscheidungsprozess mit freiem Willen eine Phase mehr beeinhaltet als ohne, nämlich die in der der Wille seinen Impuls gibt.
Freier Wille entscheidet -> Impulse einschließlich des vom Willen generierten werden addiert -> Umsetzung
Wenn kein freier Wille existiert, gibt es eben keine Entscheidung. Es fühlt sich vielleicht an wie eine Entscheidung, da ich aber nicht entscheide (was auch immer ich bin), sondern es durch andere Dinge bestimmt ist treffe ich keine Entscheidung.
Impulse werden addiert -> Umsetzung
Wenn ich nicht Entscheide, kann ich mich ja nicht falsch Entschieden haben.
Bitte nicht missverstehen im Sinne eines Dilemmas, wer in einem Dilemma nicht entscheidet trifft die Entscheidung nicht zu handeln. Sondern in dem Sinne das es im zweiten Fall keine Entscheidung gibt.
Vielleicht kann ich das ganze besser im Gespräch erklären, dann bleibt es zwar nicht für die Nachwelt erhalten, ist aber bedeutend schneller und man könnte ja das Resultat noch mal als Kommentar verfassen. Gerne auf Discord, Teamspeak, Skype oder was es nicht sonst noch alles gibt.